Morgens am Strand oder im Wald spazieren? Jede Woche neue Städte oder Landschaften erkunden? Seinen Tag selbstständig gestalten? Und trotzdem arbeiten und seinen Lebensunterhalt verdienen? Für viele digitale Nomaden ist dies Realität. Sie sind die Nomaden des digitalen Zeitalters und nutzen ihr Wissen und moderne Tools, um ortsunabhängig zu arbeiten. smart@work zeigt auf, was ein digitaler Nomade eigentlich ist, welche Berufe sich für diesen Arbeits- und Lebensstil eignen und auf was Sie beachten sollten, wenn auch Sie den Sprung ins digitale Nomadentum wagen möchten.
Digitaler Nomade zu sein ist kein Beruf an sich, sondern eine Art und Weise, Leben und Arbeit zu verbinden – ortsunabhängig und digital. Natürlich sind gewisse Berufe hierzu besser geeignet als andere. Dass man als Sanitärinstallateur schlecht Rohrleitungen in Zürich reparieren kann, wenn man in Phuket sitzt, ist klar. Dennoch ist die Anzahl an möglichen Berufsbildern, welche sich für das digitale Nomadentum eignen, beliebig lang: Blogger, Programmierer, Marketing-Profi, digitaler Assistent, Online-Tutor, Coach, Consultant, Business Analyst und Buchhalter sind nur ein Teil der langen Liste. All diese Berufe haben gemeinsam, dass sie mit digitalen Technologien arbeiten. Laptop, Tablet und Smartphone: Das sind die Arbeitsgeräte eines Digitalnomaden. Abgesehen von Strom und einer guten Internetverbindung brauchen digitale Nomaden sehr wenig, um ihrer Arbeit nachzukommen.
Digitale Nomaden sind Wissensarbeiter, die Ihr Wissen und digitale Tools verwenden, um ortsunabhängig zu arbeiten.
Durch die Digitalisierung entstehen auch zusehends neue Berufsbilder, die vorher nicht vorstellbar waren und rein digital arbeiten. Laut einer Studie der Universität St. Gallen sind bis zu 50% der Schweizer Bevölkerung sogenannte «Knowledge Workers» oder Wissensarbeiter. Ein Wissensarbeiter (Knowledge Worker) ist jeder, der seinen Lebensunterhalt damit verdient, Wissen zu entwickeln oder zu nutzen. Ortsgebundenheit ist für viele Wissensarbeiter kein «must». Dies hat nicht zuletzt die Pandemie und die gänzliche Verschiebung vieler Jobs ins Homeoffice bewiesen. Remote-Arbeit ist seit Beginn der Pandemie ein vieldiskutiertes Thema und damit auch die Wissensarbeit. So bezeichnete ein Forbes-Artikel 2020 als das «Jahr des Knowledge Workers». Digitale Nomaden sind Wissensarbeiter, die Ihr Wissen und digitale Tools verwenden, um ortsunabhängig zu arbeiten. Die gewonnene Freiheit nutzen Sie in der Regel, um die Welt zu bereisen oder für längere Zeit im Ausland zu leben.
Der Gedanke liegt nahe, dass man als digitaler Nomade dort arbeiten möchte, wo man Urlaub macht. Tatsächlich gibt es in klassischen Urlaubsländer wie Spanien, Frankreich Italien – oder ausserhalb Europas – in Costa Rica oder Thailand Hotspots für digitale Nomaden. Viele dieser Länder springen bewusst auf den Trend auf und möchten sich für digitale Nomaden attraktiv zeigen. So gibt es beispielsweise in Thailand bereits mehrere eigens für sie erschaffene Co-Working Spaces. Hier wird digitalen Nomaden eine gute Infrastruktur für ihre Arbeit geboten: schnelle und stabile Internetverbindungen, einen ergonomischen Arbeitsplatz und die Möglichkeit, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen. Tropische Länder, wie Thailand bieten, zudem den Vorteil, das ganze Jahr über warme Temperaturen und Sonne geniessen zu dürfen. Vorausgesetzt natürlich, dass die eigene Arbeit nicht an die europäischen Zeitzonen gebunden ist.
So attraktiv es auch klingt, vom Strand aus zu arbeiten: Nicht alle digitalen Nomaden zieht es ans Meer und das warme Klima. Einige bevorzugen es, verschiedene Städte zu bereisen oder lieber in den Bergen zu arbeiten. Ganz nach der Philosophie des ortsunabhängigen Arbeitens ist man an keinem bestimmten Ort festgenagelt. In ferne Länder zu reisen ist aber kein Muss, nur um als ein waschechter Digitalnomade durchzugehen. Für manche ist es im eigenen Land immer noch schönsten. So gibt es auch Menschen in der Schweiz, welche die Vorteile der Digitalisierung nutzen, um ihre Arbeit in den Schweizer Bergen zu erledigen.
Durch die Zunahme von Knowledge Workers und die Digitalisierung in Unternehmen gibt es immer mehr Berufsbilder, für die man nicht viel mehr als eine Internetanbindung und einen Laptop benötigt. Auch mit der Corona-Pandemie und dem «Shift» vieler Arbeitnehmenden ins Homeoffice hat sich gezeigt, dass viele Arbeitnehmer in der Schweiz ihre Tätigkeiten auch ausserhalb des Büros gut bewältigen können. Wer seinen Job im Homeoffice problemlos verrichten kann, für den wäre theoretisch auch der Lebensstil des Digital Nomad eine Option. Die hier aufgeführte Liste von möglichen Berufen für digitale Nomaden soll nur als Beispiel dienen.
Auch wenn ihre Arbeit nichts für Menschen ohne eine Affinität für Technik ist, eignet sich die digitale Natur dieses Berufs perfekt für die Remote-Tätigkeit. Als Applikationsentwickler können Sie problemlos am anderen Ende der Welt Code schreiben und diesen dann an Ihre Kollegen am anderen Ende der Welt schicken. Mit soliden Kenntnissen mehrerer Programmiersprachen wie JavaScript, Python oder C# und einem fundierten Verständnis von Software-Architektur, sind Programmierer gefragte Fachkräfte. Wenn Sie sich weiter spezialisieren, wie etwa auf die Entwicklung für bestimmte Plattformen wie IOS oder Android, können Sie ihr Profil noch attraktiver machen. Die digitale Natur des Berufs und die Möglichkeit, freischaffend an verschiedenen Software-Projekten zu arbeiten, machen diesen Beruf ideal für den Lebensstil als digitaler Nomade.
Online Marketing Manager (oder: Digital Marketing Manager) kümmern sich um sämtliche digitale Marketingmassnahmen eines Unternehmens. Sei dies nun die Planung von Kampagnen, das Verschicken von Newslettern, Markenpräsenz auf Social Media oder die Suchmaschinenoptimierung (SEO) der Firmenwebsite. Digitales Marketing ist eine vielfältige und anspruchsvolle Disziplin. Gleichzeitig ist es ein stark digitaler Beruf, der sich für digitale Nomaden geradezu anbietet. Einen klaren Ausbildungsweg gibt es nicht. Allerdings haben viele Digital Marketing Manager ein Studium in BWL, Marketing oder Kommunikation absolviert oder können entsprechende Weiterbildungen und Berufserfahrung vorweisen.
Sie haben eine Leidenschaft für und sind sowohl künstlerisch wie auch technisch begabt? «Video Editors» oder sogenannte «Cutter» operieren in der Schnittstelle zwischen künstlerischem Handwerk und Technik. Sie sind es, die aufgenommenes Material weiterverarbeiten und daraus das fertige Video entstehen lassen: Sei es nun für einen Spielfilm, eine Dokumentation fürs Fernsehen oder einen YouTube-Clip. Ein Job, der vor einigen Jahren noch nicht als Remote-Position denkbar war, da Video-Dateien bekanntlich sehr gross sind und auch entsprechende hardware-Power zur Verarbeitung benötigen – vor allem in der professionellen Filmproduktion. Aber dank immer schnelleren Internetverbindungen weltweit und der Fähigkeit immer bessere Technik in mobile Geräte zu stecken, ist es heute möglich, qualitativ hochwertige Videos und Filme von überall aus zu schneiden und veröffentlichen. Um Video Editor zu werden, kann man entsprechende Medienstudiengänge oder ein Studium an einer Filmhochschule absolvieren. In der Branche gibt es aber auch viele Autodidakten. Weniger wichtig ist, welchen Abschluss man hat, sondern vielmehr ein starkes Portfolio, mit dem man sein künstlerisches Können und seine Erfahrungen überzeugend veranschaulichen kann.
Als virtueller Assistent macht man mit einem Laptop ausgerüstet das Leben seiner Klienten einfacher. So schreiben virtuelle Assistenten E-Mails, vereinbaren Meetings, buchen Reisen oder recherchieren Information im Netz für ihre Auftraggeber. Mittlerweile gibt es Online-Plattformen, auf denen man als virtueller Assistent seine Dienste anbieten kann. Für diesen Job wird kein spezifischer Ausbildungsweg benötigt. Wichtig sind aber gute Sprachkenntnisse, digitale Affinität und ein solides Grundwissen der MS Office Suite. Die Arbeit als digitaler Assistent kann als «Sprungbrett» in andere, spezialisierte (und besser entlöhnte) digitale Berufe, wie etwa Marketing oder Design dienen.
Sie sprechen perfektes Mandarin? Oder Sie spielen virtuos die Gitarre? Grundsätzlich kann man für jegliche Begabung Online-Tutor werden. Vorausgesetzt Sie finden lernwillige Schüler und haben ein Talent dafür, Ihr Wissen auch an andere zu vermitteln. Tatsächlich ist es heute sehr einfach sich auf verschiedene E-Learning-Plattformen anzumelden und mehr als Kamera und Mikrofon braucht man in der Regel nicht. Sie können auch einen Schritt weitergehen und beispielsweise Präsentationsfolien oder PDFs mit Schülern teilen oder auf einer virtuellen Wandtafel mathematische Formeln illustrieren. Dabei muss man dies nicht mal zeitgleich mit den Schülern anschauen. Online-Kurs Plattformen wie Skillshare, Coursera oder LinkedIn Learning erlauben Tutoren Video-Kurse zu erstellen und diese mit Schülern aus der ganzen Welt gegen eine monatliche Gebühr oder per Direktkauf zu teilen. E-Learning oder «digitales Lernen» ist eine boomende Industrie. Und dieser Effekt zeichnet sich noch stärker ab seit Beginn der Pandemie mit der Zunahme von digitalem Lernen. So gibt es Schätzungen, dass der weltweite E-Learning Markt bis 2025 ganze 350 Milliarden US-Dollar wert sein wird.
Digitaler Nomade zu werden ist nicht etwas, was man einfach so von heute auf morgen wird – oder zumindest sollten Sie das nicht tun. Denn wie jede grössere (berufliche) Umstellung im Leben, gehört auch der Wechsel ins Nomadenleben sorgfältig geplant. Insbesondere, wenn Sie vorher in einem klassischen Bürojob tätig waren und sich Sesshaftigkeit gewohnt sind. Falls Sie sich überlegen, selbst Digitalnomade zu werden, sollten Sie die folgenden Tipps unbedingt beachten, so dass es mit dem Sprung ins ortsunabhängige Arbeiten funktioniert.
Ein finanzielles «Polster», auf welches Sie bei Schwierigkeiten zurückfallen können, ist bei jedem grösserem Umschwung in Ihrem Berufsleben eine gute Idee. Insbesondere wenn Sie planen, selbständig als digitaler Nomade zu arbeiten. So sind Sie gewappnet, wenn die Aufträge in Ihrem Tätigkeitsgebiet saisonal oder durch andere Faktoren zurückgehen. Natürlich kann auch immer Unvorhergesehenes geschehen: So müssen Sie vielleicht einen kaputten Laptop ersetzen lassen oder spontan eine neue Unterkunft finanzieren. Genügend finanzielle Rücklagen können Sie in solchen Situationen vor viel Ärger bewahren.
Sollten Sie länger als ein Jahr unterwegs sein, müssen Sie sich in der Schweiz von Ihrer obligatorischen Krankenkasse abmelden. Denn dann verfällt Ihr Anspruch auf die obligatorische Krankenversicherung («Grundversicherung»). Tatsächlich besteht aber die Möglichkeit über spezialisierte Anbieter eine internationale Krankenversicherung abzuschliessen. Sollten Sie weniger als ein Jahr weg sein, müssen Sie sich nicht von der Grundversicherung abmelden. Es ist aber möglich, zusätzlich eine ergänzende Reiseversicherung abzuschliessen. Unter bestimmten Umständen kann sich dies für digitale Nomaden lohnen. Vor allem, wenn Sie in Ländern mit hohen Gesundheitskosten, wie etwa die USA, reisen.
Die Frage nach den Steuern lässt sich nicht immer klar beantworten. Grundsätzlich gilt aber, dass Sie in dem Land steuerpflichtig sind, in dem die Arbeit verrichtet wird. Natürlich gibt es hier aber Grauzonen. Ein Beispiel: Was ist, wenn Sie mit einem Touristenvisum in einem Land sind und remote an digitalen Projekten für ein Schweizer Unternehmen arbeiten? Informieren Sie sich daher unbedingt über die individuellen Gegebenheiten in Ihrem Einreiseland und lassen Sie sich, wenn möglich, professionell beraten. So können Sie unangenehme Überraschungen vermeiden. Als Unternehmer sieht die Lage auch wieder anders aus. Falls Sie ein Unternehmen gründen, müssen Sie in dem Land Steuern zahlen, in dem das Unternehmen gemeldet ist.
Wenn Sie planen, längerfristig auf Reisen zu sein, sind Sie gut beraten, einer Vertrauensperson an Ihrem ehemaligen Wohnort zu finden. Diese Vertrauensperson kann beispielsweise ein Elternteil, ein Familienmitglied oder ein enger Freund sein. Dieser Person sollten Sie dann eine Vollmacht für Bankgeschäfte, Post, Steuern oder Ähnliches erteilen. So ersparen Sie sich viele Probleme, wenn etwa eine gestohlene Kreditkarte ersetzt werden muss oder Sie Ihren Pass erneuern müssen.
Wenn Sie den Lebensstil des digitalen Nomaden wählen, kann es hilfreich sein, Ihre Besitztümer auf das absolut Wesentliche zu reduzieren. Denn wortwörtlich «mit Handgepäck zu reisen» hat viele Vorteile: Sparen Sie Geld bei Flugtickets, haben Sie alle Ihre Besitztümer immer im Rucksack mit dabei und kommen Sie nicht ins Schwitzen, wenn Sie ihr Hab und Gut von A nach B transportieren müssen. Daher sollten Sie als Digitalnomade keinen halben Kleiderschrank mitschleppen und auch keinen Stehventilator. Stattdessen sollten Sie sich überlegen: «Was brauche ich wirklich und auf was kann ich verzichten?». Sie müssen Ihrem geliebten Hab und Gut aber nicht für «Adieu» sagen, wenn Sie wissen, dass Sie auch wieder zurückkehren möchten. Eventuell lässt es sich bei guten Freunden im Keller deponieren oder Sie mieten einen Lagerraum in der Schweiz. Natürlich können Sie aber auch dauerhaft auf die meisten Besitztümer verzichten. Minimalismus, eine Bewegung, die sich auf die Reduktion von Besitz auf das Minimum fokussiert, ist bei digitalen Nomaden sehr beliebt und das hat auch seine Gründe.
Digitale Nomaden nutzen Ihr Wissen als Wissensarbeiter und sind als digitale Fachkräfte in den verschiedensten Berufen und Branchen tätig. Sie arbeiten digital und ortsunabhängig als Freischaffende, Unternehmer oder Angestellte und verwenden diese Freiheiten, um die Welt zu bereisen oder längerfristig im Ausland zu leben. Gleichzeitig verdienen Sie ihren Lebensunterhalt und gehen ihrer Berufung nach. Einige Berufe sind durch ihre digitale Natur besonders prädestiniert für den Lebensstil als Digitalnomade. Grundsätzlich sind die Berufsmöglichkeiten für digitale Nomaden vielfältig und werden durch die Digitalisierung immer breiter. Wer selbst Digitalnomade werden möchte, sollte sich aber entsprechend vorbereiten, damit keine bösen Überraschungen entstehen und der Lebensschritt hin zu Ortsunabhängigkeit und rein digitaler Arbeit erfolgreich wird.
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