smart@work: Miniserie Powerfrauen - Berta von Burgund
Heldinnen, die Geschichte geschrieben haben. Beruflich, menschlich, kulturell und politisch. Sie sind Vorbilder, Wegbereiterinnen und Ikonen. Damals wie heute.
Eine von Ihnen ist Berta von Burgund, mittelalterliche Königin der heutigen Westschweiz - der Romandie.
Die Königin und Äbtissin aus dem 10. Jahrhundert wird in der französischen Schweiz noch heute als gütige und mütterliche Herrscherin verehrt. Sie dient als Identifikationsfigur in der Gründungsgeschichte des Kantons Wallis und ist Mitbegründerin des dortigen berühmten Klosters Peterlingen (frz. Payerne). Als grosszügige Wohltäterin setzte sie sich, wie später ihre Tochter Adelheid, erste Kaiserin des "heiligen römischen Reiches deutscher Nation", volksnah für Arme und Minderheiten ein. Sie war sozusagen eine Lady Diana des Mittelalters.
Ihr Jahrhundert: 10. Jahrhundert
Lebenszeit: ~907 – 966
Beruf: Königin von Burgund, Laienäbtissin
Herkunft: Herzogtum Schwaben-Alemannien
Lebenswerk: wohltätige Königin von Burgund (darunter heutige Romandie), Identifikationsfigur des Kantons Waadt, Symbol des Sprichwortes "die gute Bertha"
Fun Fact: Entgegen ihrer eigentlichen Rolle wurde Bertha von Burgund im 17. bis 18. Jahrhundert von der Kirche zu einem Symbol der frommen und sittsamen Frau verklärt und mit einem Spinnrocken in der Hand als "die Spinnerin" dargestellt und bezeichnet.
Adlige Herkunft & Herrschaftskriege: Berta wurde als Tochter des Herzogs von Schwaben, Burchard II, geboren. Während ihrer Kindheit erlebte sie massive politische Umbrüche, da die Machtbasis ihres Vaters im umkämpften Gebiet Räthien lag, einem Gebiet, zu welchem auch die heutigen Region um Chur und Graubünden gehörten, mit der dort teilweise bis heute fortbestehenden Sprache Rätoromanisch. Der Invasor König Rudolf II von Hochburgund drang von der Aare bis an die Reuss im Zürichgau vor und wurde von ihrem Vater erst 919 in der Schlacht bei Winterthur besiegt.
Diplomatische Zwangsheirat : Im Zuge der diplomatischen Versöhnung wurde Berta um 922, also mit gerade einmal 15 Jahren, mit König Rudolf II von Hochburgund vermählt, der die Schlacht in Winterthur verloren hatte. Damit wurde auch der Grundstein für die Vereinigung der Herrschaftsgebiete zum neuen Reich Burgund in 933 gelegt.
Königin von Burgund: Das Reich Hochburgund, welches die gesamte französischsprachige Schweiz, die Romandie, umfasste, verwaltete Berta nach dem Tod Ihres Mannes 937 als Vormund ihres minderjährigen Sohnes und späteren Thronfolgers Konrad von Burgund. Während ihrer Herrschaft führte sie das Reich mit sanfter Hand und verkörperte das Ideal einer gütigen und mütterlichen Herrscherin.
«C'était le temps de la reine Berthe!" (dt. "Es war die Zeit, da Königin Bertha regierte!")
- Sprichwort aus der Romandie für einen Erfolg oder eine glücklichen Fügung
Mittelalterliche Philantropin: Berta von Burgund setzte sich sehr für die Armen und Minderheiten in ihrem Reich ein. Zugleich wird sie gemeinsam mit ihrem Mann zur Förderin von Klosterstiften, darunter das Kloster Peterlingen in Payerne, im Kanton Waadt. Die Abteikirche des Klosters ist das grösste noch erhaltene romanische Gotteshaus der Schweiz. Sie übernimmt das Amt der Äbtissin, also der Leiterin des Klosters, und fördert vor allem Bildung und Fürsorge von Mädchen, Frauen und Armen.
Symbolfigur und Legende der Romandie und des Kantons Waadt: Im 19. Jahrhundert wurde Berta in der Schweizer Erinnerungskultur von Künstlern wie den bekannten Schweizer Malern wie Albert Anker und Karl Jauslin gehuldigt und zum Ideal der wohltätigen Königin erhoben. So ist in einem Gedicht von 1852 zu lesen: "Im reinen Hauch der Jura-Lüfte // und in der Alpen hellem Glanz // Erquiket sich die Vielgeprüfte // und widmet sich dem Volke ganz."
Bedeutung Ihres Beitrags
Die "Lady Diana des Mittelalters": So wie "Lady Di", die 1997 verstorbene Prinzessin von Wales und Kronprinzessin Grossbritanniens, in der heutigen westlichen Welt weithin als weibliche Ikone für Wohltätigkeit und Volksnähe gilt, so war es Berta von Burgund zur damaligen Zeit in der heutigen Westschweiz. In Zeichnungen des Schweizer Malers Karl Jauslin wird sie etwa inmitten von Kindern, Frauen und Armen aus dem Volk dargestellt. Sie trägt eine Münze zum Zeichen der Wohltätigkeit in der einen, und eine Spindel zum Zeichen des Fleisses in der anderen Hand.
Berta, "die Spinnerin": Mit Beginn der Reformation der katholischen Kirche in der Schweiz unter der Führung des Theologen Huldrych Zwingli, wurde die bereits damals verbreitete Darstellung Bertas mit Spindel auf das vorherrschende Ideal der frommen Hausfrau und Mutter umgedeutet. Aufgrund der Repräsentationen mit Spindel erhielt sie den Beinamen "die Spinnerin".
«Im reinen Hauch der Jura-Lüfte // Und in der Alpen hellem Glanz // Erquiket sich die Vielgeprüfte // Und widmet sich dem Volke ganz."»
- Gedicht über Königin Bertha von 1851, Autor unbekannt
Sprichwörtliche Würdigung: Mit dem Begriff "La reine Berthe" (dt. Königin Berta) wird in der französisch-sprachigen Romandie bis heute eine besonders soziale und freundliche, meist weibliche, Person bezeichnet.
Identifikationsfigur der Gründung des Kantons Waadt: Im Zuge der Etablierung der Region Waadt als Kanton 1803 und deren Bestätigung 1815 im Bundesvertrag, wählen die Waadtländer Berta von Burgund als historische Identifikationsfigur. Fortan wird Berta in Umzügen und anderen kulturellen Anlässen im Kanton Waadt bis in die 1950er Jahre als "Gründungsmutter" des Kantons gefeiert.
"Der Willhelm Tell des Kantons Waadt": In der französischsprachigen Schweizer Tageszeitung LeTemps wurden jüngst zwei Waadtländer aus Payerne zitiert, die bekräftigten "Sie ist ein Mythos, aber wir haben sie uns nicht angeeignet, sie ist unser Willhelm Tell".
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