Wer auf der Kandidatenliste eines Recruiters landet, kann sich ziemlich sicher sein, dass dieser einen Blick auf das LinkedIn-Profil des Bewerbers wirft. Dort wird zwar nicht erwartet, dass der Jobsuchende ein Super-Influencer ist, aber durchaus, dass er sich auf der wichtigsten Karriereplattform der Welt professionell und aktiv verhält. Aber was sind die wichtigsten Warnsignale, auf die die Recruiter achten und die dazu führen könnten, einen Kandidaten oder eine Kandidatin nicht mehr zu berücksichtigen?
«Das grösste No-Go ist heute, überhaupt kein LinkedIn-Profil zu haben», erklärt die Social-Media-Expertin Selma Kuyas, die auf der Karriereplattform über 33’000 Follower hat. Das persönliche LinkedIn-Profil sei keine digitale Visitenkarte, sondern funktioniere wie ein Schaufenster zu dem, was man zu bieten hat, sagt Kuyas. Wer sich dieser Chance verweigere und auf eine digitale Präsenz verzichte, falle in der digitalen Arbeitswelt nicht gerade positiv auf.
«Für mich gibt es drei Tabuthemen auf LinkedIn: Politik, Religion und Gesundheit», sagt Kuyas. Nicht weil sie keine Meinung zu diesen Themen habe, sondern weil sie nicht auf die Karriereplattform passen, um strategische, berufliche Ziele dort zu unterstützen. Wer sich also ständig zur Weltlage äussert, aber kaum etwas zu seinen Kompetenzen oder seinem beruflichen Profil mitteilt, hat schlechte Karten. Auch wer ausschliesslich private Details postet, fällt bei den Recruitern durch.
Gefragt sind LinkedIn-Profile, die die Menschen dahinter wahrnehmbar machen – ohne zu persönlich zu werden. Ein Weg dazu ist empathischer Humor, sagt Kuyas. «Ich bin dafür, dass Humor Platz hat auf LinkedIn. Natürlich soll man sich nicht zum Pausenclown machen.» Aber empathischer Humor, der nicht verletzend, gehässig oder schadenfreudig ist, gehöre zum Menschen und könne auch auf LinkedIn sichtbar werden.
Ein unvollständiges oder oberflächliches LinkedIn-Profil kann auf mangelndes Engagement oder Desinteresse hindeuten. Nutzerinnen und Nutzer sollten sich die Zeit nehmen, Erfahrungen, Fähigkeiten und Qualifikationen detailliert darzustellen, um das Interesse von Recruitern zu wecken und ihnen einen umfassenden Einblick in die eigene berufliche Laufbahn zu geben.
LinkedIn ist eine Plattform, um sich mit anderen Fachleuten zu vernetzen und sich über berufliche Themen auszutauschen. Ein inaktives Profil ohne Interaktion mit anderen Nutzerinnen und Nutzern kann darauf hindeuten, dass sich jemand nicht engagiert oder keine beruflichen Interessen verfolgt. Und vor allem nicht an der Netzwerkarbeit teilnimmt, für die LinkedIn ja eigentlich existiert. Professionelle Beiträge, Kommentare und das Teilen relevanter Inhalte zeigen Interesse und Professionalität.
LinkedIn bietet die Möglichkeit, sich mit Fachgruppen zu vernetzen, die mit dem beruflichen Hintergrund oder den Interessen des Nutzers und der Nutzerin zusammenhängen. Das Fehlen solcher Verbindungen könnte darauf hinweisen, dass man sich nicht aktiv in der eigenen Branche engagiert oder dort komplett unsichtbar und unbekannt ist. Es lohnt sich, nach relevanten Gruppen zu suchen und sich an Diskussionen zu beteiligen.
«Beim Thema Kontaktangaben empfehle ich, besonders in der Phase der Jobsuche die Kontakthürden möglichst tief zu stellen», so Kuyas. Das heisst, eine E-Mail-Adresse zu deponieren oder eine andere Möglichkeit der Kontaktaufnahme zu ermöglichen. Heute würden 70 Prozent der Stellen unter der Hand vergeben, so Kuyas. Wer auf LinkedIn nicht sichtbar ist, hat viel weniger Chancen, bei der Vergabe von Stellen berücksichtigt zu werden, und verringert seine Chancen, Jobangebote des verdeckten Arbeitsmarkts zu finden oder von Personalern angesprochen zu werden.
Grundsätzlich gibt es kein Gesetz, wie man sich auf LinkedIn zu verhalten hat. Aber man kann sich fragen: Welche Wahrnehmung möchte ich von mir erzeugen, und welche Firmen möchte ich damit ansprechen? Dabei hilft es, mehrere Eigenschaften zu notieren, die das Profil vermitteln sollen, und mehrere Branchen oder konkrete Unternehmen, für die diese Kompetenzen interessant sind. Ansonsten befindet man sich auf LinkedIn in einem Blindflug.
Quelle: Stefan Mair, «Handelszeitung», 18.06.2023
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