Gut ein Drittel der unter 30-Jährigen weiss nicht, dass nach dem 20. Geburtstag auch AHV-pflichtig ist, wer nicht arbeitet, wie zum Beispiel Personen in Ausbildung. Fehlende Beiträge können nur während fünf Jahren nachgezahlt werden. Wer das verpasst, riskiert Beitragslücken – und damit eine tiefere Rente.
Gross ist das Unwissen über die genaue Berechnung der PK-Rente – selbst bei Menschen, die nur noch wenige Jahre arbeiten müssen. Ebenfalls nicht allen bekannt: Das angesparte Geld in der 2. Säule gehört zum eigenen Vermögen.
Hier ist das Detailwissen am geringsten, obwohl über drei Viertel der Menschen in der Schweiz im letzten Jahr über ein Säule-3a-Konto verfügten. Zwar kann man in der 3. Säule keine verpassten Einzahlungen nachholen, dafür aber bei einer Weiterbeschäftigung über das Rentenalter hinaus weiterhin steuerlich privilegiert Geld einzahlen.
Eine weitere Erkenntnis der Studie: Viele möchten vor 65 Jahren in Pension gehen, allerdings setzen die wenigsten diese Pläne auch wirklich um. «Keine Überraschung», sagt Jürg Portmann (43), Risiko- und Versicherungsexperte an der ZHAW in Winterthur ZH. «Viele Menschen träumen von der Frühpensionierung. Wenn sie sich aber damit beschäftigen, wird meist offensichtlich: Das wird finanziell sehr knapp.» Das Problem: Rund ein Drittel der PK-Gelder wird zwischen 58 und 65 Jahren angespart. Wer früher in Rente geht, muss auf diesen Zuwachs verzichten.
Rund um das Thema Vorsorge macht sich Skepsis breit: «Nicht-Pensionierte schätzen ihre künftige finanzielle Lage schlechter ein als die der heutigen Pensionierten», sagt Andrea Klein (53), Leiterin Fachzentrum Finanzplanung bei Raiffeisen Schweiz. Konkret: Gemäss Umfrage gehen die meisten davon aus, dass sie im Alter monatlich rund 4000 Franken aus der ersten und zweiten Säule erhalten werden. Tatsächlich erhalten die befragten Rentnerinnen und Rentner heute aber im Schnitt 4900 Franken pro Monat.
Deshalb ist es wichtig, dass die Pensionierung von langer Hand geplant wird. Dabei lassen sich drei Phasen unterscheiden und einige Leitfragen formulieren.
«Wer sich erst kurz vor der Rente mit dem Thema auseinandersetzt, handelt viel zu spät.»
Wie soll mein Leben nach der Rente aussehen? Wie will ich wohnen? Kann ich mir eine Frührente leisten? Habe ich Beitragslücken in der PK? Schöpfe ich den Maximalbetrag für die Säule 3a aus?
Wann genau will ich in Rente gehen. Wie kann ich allfällige Lücken in der PK schliessen? Will ich eine Rente oder lieber das Kapital beziehen?
Jetzt müssen die Fragen beantwortet werden: Rente, Kapital oder eine Mischform? Wie hoch sind meine Einnahmen und Ausgaben. Welches Geld benötige ich gleich nach der Pensionierung, wie viel Vermögen kann ich noch länger anlegen?
Auch wenn viele das Thema Vorsorge verdrängen, spätestens ab Mitte 40 lohnt es sich, ab und zu intensiver darüber nachzudenken und sich das nötige Wissen zu beschaffen.
Quelle: «Handelszeitung», Christian Kolbe, 2024
Dieser Artikel erschien zuerst bei Blick.ch unter dem Titel «Das sind die 6 grössten Wissenslücken zur Pensionierung».
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