Die Stelleninserate wurden schlanker – nicht aber die Erwartungen im Hintergrund. Das zeigt eine neue Umfrage. Es wurde bei Firmen nachgefragt, wie lange sie für die durchschnittliche Besetzung einer Stelle brauchen (durchschnittlich sechs Monate) und versucht, zu eruieren, wo die Gründe liegen für diese lange Dauer.
Nur wenige Bewerbungen sind ein Grund. Zwei Drittel der befragten Personalverantwortlichen in der Schweiz gaben jedoch auch zu, dass sie teilweise auf «gute Kandidaten» verzichten, weil sie auf «den Einen oder die Eine» warten – das sogenannte Einhorn.
«Einhörner entsprechen einem idealistischen Bild des Kandidaten, den die Firma gerne einstellen möchte.»
Einhörner entsprechen einem idealistischen Bild des Kandidaten, den die Firma gerne einstellen möchte. Genauso idealistisch wie das Bild zumeist ist, so unrealistisch ist es auch, ein solches Einhorn zu finden. Das zieht ein weiteres Problem mit sich: Firmen übersehen Kandidatinnen und Kandidaten, die das Potenzial hätten, zu den gesuchten Einhörnern zu werden.
Eine erfolglose Rekrutierung kostet Firmen viele Tausende Franken – weil das Verfahren teuer ist und weil der Firma durch das Nichtbesetzen der Stelle Produktivität entgeht. Die Kosten werden auf 120’000 bis 150’000 Franken für ein durchschnittliches Schweizer Unternehmen geschätzt.
«Wenn Firmen Ihre Einstellungskriterien dahingehend ändern, dass Sie Potenzial statt Erfahrung berücksichtigen, können Sie Ihren Einstellungsprozess um das Dreifache beschleunigen.»
Verständlicherweise wünschen Firmen, dass die neuen Mitarbeitenden sofort loslegen. Dabei pflegten sie aber ein falsches Bild: Sie denken, jemand, der sofort arbeiten kann, muss dem Anforderungsprofil entsprechen. «Das ist nicht unbedingt der Fall», erklärt der Experte, «denn eine Person, die nicht dem Anforderungsprofil entspricht, bringt entsprechend andere Fähigkeiten mit, die eine neue Perspektive für die zu erledigende Aufgabe liefern können.»
Stellt sich die Frage: Sollen Firmen jetzt auf Gutdünken einen der wenigen Bewerber einstellen? Das ist nicht die Lösung, so der Experte. «Wenn Sie aber Ihre Einstellungskriterien dahingehend ändern, dass Sie Potenzial statt Erfahrung berücksichtigen, können Sie Ihren Einstellungsprozess um das Dreifache beschleunigen.»
Kommt hinzu, dass die Erwartungen von Einhörnern und Unternehmen sehr oft auseinanderdriften. Oft stimmen das erwartete Gehalt oder die angebotenen Sozialleistungen nicht mit den Vorstellungen eines Einhorns überein. Denn eine solche Kandidatin oder ein solcher Kandidat ist sich ihres oder seines Werts bewusst. Das wiederum erhöht das Risiko, dass die Person bald ein besseres Angebot erhalten und abspringen könnte.
Damit also ein Rekrutierungsprozess nicht unnötig in die Länge gezogen wird oder erhöhte Kosten generiert, gilt es, auch einmal ein Risiko einzugehen. Es gilt, sich auf das Bauchgefühl zu verlassen und dem Potenzial, das die Person und ihre mitgebrachten Fähigkeiten darstellen, zu vertrauen.
Der Experte appelliert an die Führungskräfte und an ihre Erfahrung mit Einhörnern, die das Unternehmen verlassen haben: «Gehen Sie einen Schritt zurück und denken Sie daran, wie die ausscheidende Fachkraft war, als sie zum ersten Mal in Ihr Unternehmen kam.» Vermutlich war es nämlich jemand, der oder die mit etwas Glück die Stelle erhalten hatte und sich über die Zeit komplett in das Thema eingearbeitet hatte und zu einer wichtigen Ressource für das Unternehmen wurde.
Quelle: Tina Fischer, Handelszeitung, 30.06.2023
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