Die 10 häufigsten Fragen beim Jobinterview, auf die Sie eine Antwort bereit haben sollten
Kandidaten sehen sich in Vorstellungsgesprächen teils mit komplizierten Fragen konfrontiert. Nicht immer ist klar, wie diese zu verstehen sind und worauf der Interviewer eigentlich hinaus möchte. smart@work geleitet Sie durch den Fragen-Dschungel beim Jobinterview und zeigt Ihnen auf, was auf Sie zukommen kann. So können Sie sich optimal auf Ihr Bewerbungsgespräch vorbereiten und im Vorstellungsgespräch souverän antworten.
Die 10 häufigsten Interviewfragen:
Erzählen Sie etwas über sich.
Warum genau haben Sie sich für unser Unternehmen entschieden?
Warum sollten wir uns für Sie entscheiden?
Wo sehen Sie sich in 5 Jahren?
Welche Stärken haben Sie?
Wo besteht bei Ihnen Verbesserungspotential?
Was treibt Sie an und was macht Sie glücklich?
Was stört Sie am meisten an anderen Menschen und wie gehen Sie damit um?
Wie ist Ihre Gehaltsvorstellung?
Haben Sie noch Fragen?
1. Erzählen Sie etwas über sich.
Warum stellt ein Interviewer diese Frage?
Streng genommen handelt es sich hierbei nicht um eine Frage. Dennoch kommt es in Bewerbungsgesprächen vor, dass der Interviewer Sie um einen kurzen Abriss Ihrer Person und Ihres Werdegangs bittet. Hierbei möchte er nicht Ihre Lebensgeschichte hören, sondern der Interviewer möchte erfahren, ob er aus Ihrem Lebenslauf einige Eckpunkte herausfiltern kann, welche sich mit der angestrebten Position verbinden lassen. Gleichzeitig will er sehen, wie gut Sie sich selbst und Ihre Persönlichkeit verkaufen können.
Wie kann ein Kandidat auf diese Frage antworten?
Die Offenheit der Frage lässt Ihnen viele Optionen. Achten Sie daher darauf, sich nicht in der Frage zu verlieren und nur die wichtigsten Punkte kurz aufzulisten. Wenn Ihr Interviewpartner gerne Näheres zu einem bestimmten Punkt erfahren möchte, dann wird er Sie um eine genauere Erläuterung bitten.
Nutzen Sie die Frage daher, um sich und Ihre bisherige Laufbahn in ein gutes Licht zu stellen. Verknüpfen Sie Ihre Talente, Persönlichkeitsmerkmale und Leistungen aus dem privaten mit dem beruflichen Umfeld. Achten Sie lediglich darauf, dass Sie zu nicht zu langatmig sind – kurz und prägnant.
Beispiel:
«Schon in meiner Jugendzeit hat mich Technik interessiert und baute in der Garage Teile zusammen. Auch heute noch habe ich sehr Freude daran, etwas zu entwickeln und Lösungen daraus zu erstellen, was sich in den erfolgreichen und herausfordernden Projekten X und Y bei den 2 letzten Arbeitgebern wiederfinden lässt.»
«Die Zusammenarbeit mit Menschen macht mir Freude und gibt mir Energie, was ich auch im privaten Umfeld suche. In der Sportmannschaft X liebe ich den kollegialen Wettkampf und den Spass, gemeinsam etwas zu erreichen. Dabei geniesse ich den direkten Kontakt und er motiviert mich.»
Weitere nützliche Interview-Tipps zum Thema Schwächen und Verbesserungspotential finden Sie in diesem Artikel von Karriebibel.de.
Tipp
Fragen Sie ihr direktes Umfeld, wie Sie als Mensch wahrgenommen werden und welche Merkmale dabei herausstechen. Notieren Sie sich die 3 stärksten Merkmale und bringen Sie dies in Ihrer Darstellung ein. Ihre Persönlichkeitsmerkmale spürt man im direkten Austausch, da es ein Teil Ihrer «Persönlichkeits-DNA» ist.
2. Warum genau haben Sie sich für unser Unternehmen entschieden?
Warum stellt ein Interviewer diese Frage?
Hier möchte der Interviewer hören, wie gut Sie sich im Vorfeld über das Unternehmen informiert haben. Oder einfach gesagt: Haben Sie Ihre Hausaufgaben gemacht? Kennen Sie die Unternehmenswerte, den Produktkatalog, die Firmengeschichte etc. Von Ihnen als Bewerber wird erwartet, dass Sie sich mit diesen Aspekten bereits vor dem Interview und in Ihrem Bewerbungsschreiben auseinandergesetzt haben.
Wie kann ein Kandidat auf diese Frage antworten?
Stellen Sie sicher, dass Sie Ihre „Hausaufgaben“ auch wirklich machen: Die Firmenwebsite gehört aufs Genauste studiert. Schauen Sie sich die Produkte oder Dienstleistungen einer Firma an und verstehen Sie, wie das Unternehmen Umsatz generiert oder wer dessen Zielkunden sind. Schauen Sie sich auch die Social-Media-Kanäle eines Unternehmens an. Dadurch erhalten Sie auch ein besseres Gespür, welche Themen einem Unternehmen wichtig sind und wie die Betriebskultur aussieht. Nutzen Sie alle öffentlich verfügbaren Ressourcen, um sich vollumfänglich über ein Unternehmen zu informieren.
Beispiel:
«Die Identifikation mit dem Produkt und der Firma ist wichtig. Wenn ich etwas mache, dann aus Überzeugung, was sich auch im privaten Umfeld zeigt. In meinem Hobby gehe ich voll ins Detail, nehme an Anlässen für Kenner teil und schreibe in Fachforen mit. Diese Leidenschaft habe ich auch im Beruf.»
Tipp
Hier können Sie zeigen, wie gut Sie sich über das Unternehmen informiert haben. Gehen Sie dabei auf Produkte und Leistungen des Unternehmens ein und zeigen Sie auf, inwiefern Sie die Unternehmensphilosophie anspricht oder die Arbeitsbedingungen es Ihnen ermöglichen, sich beruflich zu verwirklichen und das Beste aus sich herauszuholen. Hier bietet sich auch stets Gelegenheit für gezielte Fragen zu Grundwerten, Organisation und Betriebsklima. Die Antworten können Sie aufgreifen, um zu zeigen, dass Sie sich mit den Unternehmen identifizieren.
3. Warum sollten wir uns für Sie entscheiden?
Warum stellt ein Interviewer diese Frage?
Es handelt sich bei dieser Frage um eine sogenannte «Stressfrage». Der Interviewer möchte sehen, wie Sie unter Druck reagieren und gleichzeitig erfahren, was Sie von anderen Kandidaten abhebt. Bewerber fragen sich oft selbst: «Ja, warum eigentlich?».
Wenn Sie sich aber in die Sicht des Interviewers versetzen, ist dies es eine vollkommen berechtigte Frage. Er möchte wissen, wie Sie durch Ihre Fachkompetenz und Persönlichkeit einen Mehrwert für das Unternehmen bieten können. Schliesslich stellt ein neuer Mitarbeitender für ein Unternehmen eine Investition dar, sowohl finanziell wie auch zeitlich (Einarbeitung, Weiterbildung etc.). Daher kann es helfen, diese Frage mental umzuformulieren: «Warum sollte unser Unternehmen in Sie investieren?»
Wie kann ein Kandidat auf diese Frage antworten?
Diese Frage gibt Ihnen Gelegenheit, auf Ihre relevanten Qualifikationen, Ihre Arbeitsweise und Ihre sozialen Kompetenzen einzugehen. Bleiben Sie dabei nicht zu allgemein, sondern veranschaulichen Sie, wie Sie als Mitarbeitender in genau diesem Unternehmen einen professionellen und menschlichen Mehrwert bringen können.
Beispiel:
«Meine Berufserfahrung und mein Wissen passen treffend auf die Stellenbeschreibung und die Aufgaben motivieren mich – da kann ich viel bewegen und zum Erfolg des Unternehmens beitragen. Ich bin ein aufgestellter Typ und mit einer Prise Humor passe ich sicher auch gut ins Team.»
«Die Aufgaben, die Verantwortung und die Kompetenzen passen sehr gut zu mir und es würde mich motivieren. Die Firma erhält dabei nicht nur einen motivierten neuen Kollegen, sondern auch meine Leidenschaft und Identifikation mit der Firma, welche sicher auch einen grossartigen Beitrag zur Firmenkultur leisten»
Tipp
Werfen Sie einen genauen Blick in die Stellenanzeige und finden Sie die Anknüpfungspunkte zwischen Ihrer bisherigen Laufbahn, Ihren «Meilensteinen» und Leistungen, die Sie aufzeigen können. Wählen Sie insbesondere die Punkte aus, welche sich aus früheren Tätigkeiten direkt an die Anforderungen der neuen Stelle knüpfen lassen. Dies kann schwieriger sein, wenn Sie die Branche oder den Beruf wechseln, aber bleiben Sie kreativ und suchen Sie nach Ähnlichkeiten und Fähigkeiten, die sich auf die zu besetzenden Stelle anwenden lassen.
4. Wo sehen Sie sich in 5 Jahren?
Warum stellt ein Interviewer diese Frage?
Die Einstellung eines neuen Mitarbeitenden stellt für ein Unternehmen eine gewichtige Investition dar – sowohl in finanzieller als auch in personeller Hinsicht. Ihr Gesprächspartner möchte also wissen, ob es sich lohnt, Sie einzuarbeiten und Ihnen erheblichen Einblick in die eigene Unternehmung zu gewähren.
Wie kann ein Kandidat auf diese Frage antworten?
Hier können Sie darstellen, wie Sie sich im Unternehmen persönlich weiterentwickeln und Verantwortung übernehmen möchten. Sehen Sie sich in fünf Jahren woanders, sollten Sie so ehrlich sein, dies offen mitzuteilen und Ihre Antwort nachvollziehbar erläutern. Es ist nicht zwingend, stets Karriereschritte aufzuzeigen. Bei gewissen Stellen ist es sogar erwünscht, einfach den Job zu machen und Freude daran zu haben – da ist der Teamspirit wichtiger. Nicht alle Mitarbeitenden wollen eine stetige Karriereleiter.
Beispiel:
«Ich sehe mich in 5 Jahren immer noch bei Ihrer Firma [ein wenig Humor kann auflockern] in derselben Rolle mit einer stetigen guten Leistung und mit einem sehr guten Teamspirit.»
«In 5 Jahren durfte ich mich stark weiterentwickeln, umfassende Verantwortung übernehmen und ich konnte mich stark einbringen und entfalten. Meine Leidenschaft für die Firma und meine Arbeit ist noch grösser, da ich mich persönlich mit der Unternehmung und der Kultur identifiziere. Die Weiterbildung X habe ich ebenfalls innert diesen 5 Jahren abgeschlossen und kann sie gewinnbringend in die Firma und meine Arbeit einbringen.»
Tipp
Seien Sie auf jeden Fall stets ehrlich, realistisch und klar. Sei es, wenn Sie sich rasch weiterbilden und Karriere machen wollen oder wenn Sie «lediglich» einen guten Job machen möchten und dabei ein motiviertes Team um sich haben wollen. Vermeiden Sie in jedem Fall herauszustellen, dass die ausgeschriebene Stelle vielleicht nur ein Sprungbrett für Sie sein soll.
5. Welche Stärken haben Sie?
Warum stellt ein Interviewer diese Frage?
Der Interviewer möchte mit dieser Frage Ihre Selbsteinschätzung kennenlernen. Es geht nicht nur um Ihre Stärken, sondern darum was Sie als Ihre Stärken wahrnehmen. Seien Sie sich dieses kleinen, aber feinen Unterschiedes bewusst. Ihr Gesprächspartner möchte erkennen, wie realistisch Ihre Einschätzung ist und ob Sie ausgeprägte Fähigkeiten in der Selbstreflexion besitzen.
Wie kann ein Kandidat auf diese Frage antworten?
Antworten Sie auf jeden Fall mit einem gesunden Selbstbewusstsein. Überzeugen Sie Ihren Gesprächspartner mit konkreten Erfolgen, Erfahrungen und Kompetenzen, statt einfach Adjektive in den Raum zu werfen. Bekanntlich zählen Taten mehr als Worte. Verbinden Sie die von Ihnen genannten Stärken mit konkreten Beispielen aus Ihren bisherigen Stellen, Ihrer Ausbildung oder aus ehrenamtlicher Tätigkeit und Hobbys. Stärken können sowohl Soft Skills (Persönlichkeitseigenschaften und zwischenmenschliche Kompetenzen, die schwierig messbar sind) oder Hard Skills (fachliche Fähigkeiten, die leicht nachzuprüfen sind) sein.
Beispiel:
«Ich durfte bereits in folgenden Projekten der letzten 5 Jahren zeigen, dass ich eine überdurchschnittliche Leistungsbereitschaft, starken Durchhaltewillen und eine grosse Eigeninitiative habe. Darin sehe ich Stärken, die mich auszeichnen.»
«Schon in meinen jungen Berufsjahren hat es mir Spass gemacht, meine Kreativität, Offenheit und Teamfähigkeit auszuleben. Das durfte ich auf der ganzen Berufslaufbahn weiter entwickeln und zu ausgeprägten Stärken formen. Auch privat zeigt sich das in meinem ehrenamtlichen Tätigkeit bei X, bei welcher ich Initiative zeige und die Kreativität einbringe. Das zeichnet mich mit meinen Stärken aus.»
Weitere nützliche Interview-Tipps zum Thema Stärken finden Sie in diesem Artikel von Karriebibel.de.
Tipp
Werten Sie Ihre Zeugnisse aus, worin meistens Ihre Stärken erwähnt sind. Oft können auch Sonderprojekte oder Sonderleistungen aus der Berufslaufbahn erwähnt werden und so kann einfach eine Brücke zwischen Talent, Fähigkeit und nachweislichen Leistungen geschlagen werden. So erwähnen Sie nicht nur, was Sie besonders gut können, sondern liefern gleich noch einen Nachweis dazu. Bei der konkreten Erkennung Ihrer Stärken kann Sie eine Identifikationsanalyse unterstützen. Hierbei geht es darum, dass Sie sich verschiedene Fragen zu unterschiedlichen Themen wie Motivationsfähigkeit, Selbstbewusstsein und dem Umgang mit Konfliktsituationen stellen. Dadurch können Sie Ihre konkreten Stärken «herauskristallisieren» und sich selbst (und Ihrem Gesprächspartner) veranschaulichen.
6. Wo besteht bei Ihnen Verbesserungspotential?
Warum stellt ein Interviewer diese Frage?
Nicht nur die Stärken interessieren in einem Bewerbungsgespräch, sondern auch die eigenen Defizite. Es besteht jedoch kein Grund für Schweissausbrüche. Jeder Mensch hat Schwächen und dessen ist sich Ihr Interviewpartner auch bewusst. Auch wenn es unangenehm ist: Am besten Punkten Sie mit einer ehrlichen und reflektierten Antwort. Der Interviewer möchte auch hier analog zu Ihren Stärken sehen, dass Sie zur Selbstreflexion in der Lage sind, Ihre eigenen Schwächen kennen und aktiv daran arbeiten, sich zu verbessern.
Wie kann ein Kandidat auf diese Frage antworten?
Antworten Sie auf die Frage nach den Schwächen möglichst ehrlich, aber reflektiert. Zeigen Sie, dass Sie sich mit sich selbst auseinandersetzen und an sich arbeiten. Dann machen Sie alles richtig.
Nennen Sie einige für die Stelle relevante Merkmale Ihrer Arbeitsweise und Einstellung. Versuchen Sie dabei nicht, jede genannte Schwäche zugleich als Stärke darzustellen und veranschaulichen Sie Ihre Erläuterungen mit Beispielen aus Ihren bisherigen Erfahrungen.
Studien: Punkten mit Schwächen in der Bewerbung
Es gibt inzwischen mehrere wissenschaftliche Studien und Tipps für kluge Antworten:
Daniel M. Cable und Virginia S. Kay fanden bei ihren Experimenten unter Business-School-Absolventen heraus, dass diese bei Bewerbungsgesprächen besser abschnitten, wenn Sie auf die Frage nach den Schwächen im Vorstellungsgespräch wahrheitsgemäss antworteten und nicht bloss positiv. Also eine oder zwei echte Schwächen zugaben.
Bei einer Harvard-Studie zeigte sich: Nur 23 Prozent der Bewerber gaben echte Schwächen in ihren bisherigen Jobs zu. Die Mehrheit von 77 Prozent verkleidete ihre Schwächen in positiven Worten („Ich bin zu nett“, „Ich lege zu viel Wert auf Fairness“). Als die Forscher die Personaler fragten, wen sie einstellen würden, wählten rund 80 Prozent der Personalentscheider diese Kandidaten aber genau nicht aus, sondern jene, die echte Schwächen eingestanden hatten.
Forscher des University College London fanden heraus: Wer sich im Bewerbungsgespräch selbstkritisch und authentisch zeigt und seine Schwächen zugibt, steigert die Jobchancen um das Fünffache. Die ungeschminkte Wahrheit hinterliess den besten Eindruck.
Beispiel:
«Gelegentlich fällt es mir schwer, organisiert zu bleiben. Um den Überblick zu behalten, habe ich die To-Do-Listen für mich neu entdeckt. Seit ich diese Listen jeden Morgen anfertige, priorisiere und abarbeite, bin ich strukturierter und produktiver.»
«Ich habe Probleme damit, vor grösserem Publikum zu sprechen. Ich bin dann oft nervös und fühle mich unwohl. Aber ich versuche das in den Griff zu bekommen. Deshalb habe ich einen Rednerkurs bei einem namhaften Coach belegt.»
Weitere nützliche Interview-Tipps zum Thema Schwächen un Verbesserungspotential finden Sie in diesem Artikel von Karriebibel.de.
Tipp
Geben Sie eine Schwäche zu und erklären Sie sofort, wie sie damit (konstruktiv) umgehen. So lassen sich (temporäre) Schwächen nicht nur positiv darstellen. Sie selbst beweisen dadurch Lernwillen und Lernfähigkeit – eine wichtige Voraussetzung für persönliches Wachstum. Ausserdem zeichnet das eine emotional reife und gefestigte Persönlichkeit aus: Sie lernen aus Ihren Schwächen, arbeiten daran, gleichen sie durch ein besseres Umfeld aus. Stehen Sie zu Ihren Macken, Marotten und Mängeln. Was Personaler im Vorstellungsgespräch hören wollen, ist, ob Sie ehrlich (zu sich) und (in gesundem Masse) selbstkritisch sind. Beides sind Indizien für spätere Leistungsträger und soziale Intelligenz.
7. Was treibt Sie an und was macht Sie glücklich?
Warum stellt ein Interviewer diese Frage?
Hier möchte der Personaler erfahren, was sie antreibt, motiviert und was Ihnen Freude bereitet. Für Ihn stellt sich die Frage, wer Sie sind und was sie tagtäglich im Job motiviert, Ihr Bestes zu geben. In der Psychologie bezeichnet «Motivation» die Gesamtheit der Motive und Beweggründe, welche zu Handlungsbereitschaft führen. Oder einfach gesagt: Was treibt Sie an? Der Personaler sucht hier nach Anknüpfungspunkten zum Job, wie etwa Aufgaben, die genau dieses Gefühl in Ihnen auslösen. Dadurch erkennt er, dass Sie langfristig zu einer Position passen und dadurch auch zufrieden und motiviert sind, Ihren Job tagtäglich zu machen.
Wie kann ein Kandidat auf diese Frage antworten?
Erneut währt Ehrlichkeit bekanntlich am längsten: Zeigen Sie auf, was Sie wirklich gerne tun und warum es Ihnen Freude bereitet. Diese Frage ist ebenfalls ideal, um Verknüpfungen zwischen privaten Interessen und dem Job zu machen. Sie schreiben gerne Kurzgeschichten in Ihrer Freizeit? Dann können Sie aufzeigen, wie Sie Ihre Fähigkeiten als Storyteller in der Position einbringen werden.
Beispiel:
«Anderen Menschen zu helfen und dabei Lösungen zu erarbeiten, macht mir Spass und ist ein starker Treiber. Das zeigt sich durch mein ganzes Berufsleben und das ist, was ich auch machen will. Tätigkeiten, die anderen Menschen helfen und eine Lösung erarbeiten. Das erfüllt mich.»
«Ich stehe gerne im Wettbewerb und suche Herausforderung, weil es mich fordert und antreibt, etwas zu bewegen. Ich verändere gerne und liebe ein dynamisches Umfeld, was mich auch mental fit und jung hält. Ich mag weniger Routine, weshalb ich mich in einem breiten Aufgabenfeld wohl fühle. Erfolg zu haben ist die Bestätigung, dass sich der Einsatz gelohnt hat und ein Feedback zu meiner Leistung. Etwas zu verändern und zu bewegen, reizt mich und motiviert mich sehr.»
Tipp
Selbstanalyse mit der Frage: Welche Arbeiten haben Sie in den letzten Berufsjahren stets am liebsten gemacht und hatten am meisten Freude bereitet? Notieren Sie sich 3-4 Tätigkeiten auf und begründen und erläutern Sie diese, damit der Interviewer die Emotion spürt und es fühlen kann, wenn Sie davon erzählen. Denn hier gilt die Formel: gesprochenes Wort + Emotion = Überzeugung!
Versuchen Sie eine Verknüpfung zur Stellenbeschreibung zu erstellen, um gleich aufzuzeigen, dass Sie nebst der Fähigkeit auch die Motivation dazu haben und diese Tätigkeiten deswegen Spass machen. Ein Kunstmaler fragen Sie ja auch nicht, ob er gerne malt, sondern gehen davon klar aus, dass er das ja gerne macht, weil er so viel Leidenschaft hineinsteckt. Er ist motiviert zu malen und genau das sollten Sie in der neuen Position ebenfalls sein.
8. Was stört Sie am meisten an anderen Menschen und wie gehen Sie damit um?
Warum stellt ein Interviewer diese Frage?
Hier möchte der Personaler erfahren, für welche Werte Sie am Arbeitsplatz stehen. Was ist Ihnen wichtig? Und wie gehen Sie damit um, wenn Arbeitskollegen diese Werte übertreten oder gar nicht vertreten oder leben? Dabei kann herausgelesen werden, wie jemand die Welt sieht. Ist man eher offen oder verschlossen?
Leider ist es manchmal so, dass ein nerviger Kollege oder eine launische Kollegin durchaus als Störfaktor wirken können, insbesondere dann, wenn dieses destruktive Verhalten permanent zur Schau gestellt wird. Daher ist es in Vorstellungsgesprächen von Interesse herauszufinden, wie Sie mit Störfaktoren umgehen und welches Verhaltensrepertoire Sie sich im Laufe der Zeit zugelegt haben.
Denn ein Frontalangriff auf Quengler, Quälgeister und Unruhestifter führt nur selten zum gewünschten Ziel. Eine konstruktive und produktive Teamstimmung wird nämlich nicht entstehen, wenn Sie bei jedem Angriff auf Ihre Nerven versuchen, Feuer mit Feuer zu bekämpfen.
Wie kann ein Kandidat auf diese Frage antworten?
Bei dieser Frage im Vorstellungsgespräch sollten Sie sensible Kategorien wie aktuelle politische oder sozialkritische Themen vermeiden. Beziehen Sie ausserdem die Antwort nicht auf sich, indem Sie sagen, was Sie nicht leiden können. Nennen Sie stattdessen Punkte, die interessant, wichtig und zugleich unverfänglich sind. Zum Beispiel Intoleranz oder mangelndes Engagement. Begründen Sie dies und gehen Sie darauf ein, wie Sie sich in einer solchen Situation verhalten würden.
Beispiel:
«Mich stört gelegentlich, dass Kollegen unpünktlich in Sitzungen erscheinen. Ich mag Unpünktlichkeit genauso wenig im Geschäft, wie verspätete SBB-Züge. Es kann mal wichtige Gründe für das verspätete Erscheinen geben – dafür habe ich Verständnis. Jedoch nicht, wenn es regelmässig vorkommt. Daher habe ich im Team vorgeschlagen, dass wir die Morgen-Meetings später ansetzen und bei einer Verspätung von X Minuten gibt es ein Zustupf in die Teamkasse.»
Weitere nützliche Tipps zu dieser Frage finden Sie in diesem Artikel von Karriereakademie.de.
Tipp
Zeigen Sie in Ihrer Antwort, dass Sie tolerant für unterschiedliche Persönlichkeiten und menschliche Eigenarten sind, sich gleichzeitig aber nicht rumschubsen lassen, wenn Ihre Überzeugungen verletzt werden. Welches Verhaltensrepertoire haben Sie sich angeeignet, um mit solchen Situationen umzugehen? Nenne Sie ein konkretes Beispiel aus dem Berufsalltag, wo Sie einem Arbeitskollegen Grenzen aufgezeigt haben und wie Sie lösungsorientiert versuchen, solche Konflikte zu lösen.
9. Wie ist Ihre Gehaltsvorstellung?
Warum stellt ein Interviewer diese Frage?
Die Lohnverhandlung macht zwar viele Bewerber nervös, darf im Vorstellungsgespräch aber nicht ausgelassen werden. Nehmen Sie als Bewerber das Heft in die Hand und lenken Sie das Gespräch in die richtige Richtung. Allerdings brauchen Sie dafür das richtige Timing und eine gute Strategie. Der Interviewer möchte mit dieser Frage in Erfahrung bringen, ob sich Ihre Gehaltsvorstellungen mit denen des Unternehmens decken. Die Frage zielt auch darauf ab, zu erkennen, ob Sie sich unter Wert verkaufen oder für Ihre Branche und die zu besetzende Stelle unrealistische Gehaltserwartungen haben.
Grundsätzlich gilt: Über das Gehalt darf gesprochen werden, sobald klar ist, dass das Unternehmen Interesse an Ihnen hat. In der Regel ist das der Fall, wenn Sie für ein zweites Vorstellungsgespräch eingeladen werden.
Wie kann ein Kandidat auf diese Frage antworten?
Legen Sie sich im Vorstellungsgespräch nicht auf eine Summe fest, sondern geben Sie eine Spanne bzw. einen Gehaltsrahmen an. Reagiert der Arbeitgeber zögerlich oder ist ein konkretes Angebot niedriger als erwartet, schlagen Sie zusätzliche Leistungen vor. Zuschüsse zu Kinderbetreuungskosten, Kilometerentschädigung, Benzingutscheine und ähnliche Vergünstigungen lassen sich oft leichter durchsetzen. Sie sollten allerdings in der Lage sein, Ihre Gehaltsvorstellung zum Beispiel durch Ihre Qualifikation zu begründen. Unterm Strich geht es dann auch darum, wie attraktiv der angebotene Job für Sie ist und wie weit Sie dafür Ihre Erwartungen an den Lohn zurückschrauben können.
Beispiel:
«Bezogen auf dieses Stellenprofil und dessen erforderlichen Verantwortung, Berufserfahrung und Komplexität sehe ich eine Lohnbandbreite zwischen X und Y. Das deckt sich auch mit den marktüblichen Gehältern für die Funktion.»
«Mein Gehalt in der damaligen und vergleichbaren Stelle lag bei X. Für diese Stelle sehe ich mein Gehalt leicht darüber, da ich mein Branchenwissen direkt einbringen kann. Die Einarbeitungszeit ist auch kürzer, womit wir gemeinsam gleich etwas bewegen können.»
«Mit meiner kürzlich abgeschlossenen Weitebildung und aufgrund der erforderlichen Qualifikation ist ein Gehaltsrahmen zwischen X und Y passend. Ich bin jedoch bereit, in den ersten 6 Monaten mit einem tieferen Gehalt bei Ihnen zu starten.»
Weitere nützliche Tipps zum Thema Gehaltsverhandlung finden Sie in diesem Artikel von roberthalf.ch.
Tipp
Informieren Sie sich über Ihren Marktwert als Arbeitnehmer. Jede Lohnverhandlung basiert auf einem Angebot-Nachfrage-Prinzip. Infomieren Sie sich daher über die Gehaltsspanne für die gewünschte Position und beziehen Sie Faktoren wie Ihre Ausbildung, Ihre Erfahrung, Alter, Arbeitsort, Branche und andere Aspekte mit ein. Folgende Fragen sollten Sie hierfür stellen und dazu Informationen recherchieren: Welche Gehaltsspanne ist in der Branche für die ausgeschriebene Position üblich? Verfügen Sie über Fähigkeiten, die beim potenziellen Arbeitgeber dringend gesucht, aber schwer zu finden sind oder gibt es viel Konkurrenz? Wie ist die wirtschaftliche Lage des Unternehmens?
10. Haben Sie noch Fragen?
Warum stellt ein Interviewer diese Frage?
In jedem Vorstellungsgespräch kommt der Teil, in dem Sie eigene Fragen stellen können – die sogenannten Rückfragen. Auch wenn Sie hier einfach «Nein» sagen könnten, sollten Sie diese Frage nie vernachlässigen. Der Interviewer möchte hier sehen, dass Sie Initiative im Gespräch ergreifen und sich Ihrerseits über die Stelle und das Unternehmen erkundigen. Idealerweise verbinden Sie Ihre Gesprächspunkte hier mit Aspekten, die bereits besprochen wurden.
Wie kann ein Kandidat auf diese Frage antworten?
Schlüpfen Sie in die Rolle des Interviewers und gehen Sie auf gemeinsam besprochene Punkte ein, die Ihnen wichtig sind, um herauszufinden, ob es auch für Sie passt. So bekräftigen Sie Ihren Wert und Ihr Bestreben, sich zu vergewissern, dass Ihre Anstellung für beide Seiten ein Gewinn wäre.
Natürlich gehört ein wenig Souveränität dazu, solche Rückfragen zu stellen. Doch egal, wie hoch Ihr Stresslevel gerade ist: Fragen Sie bitte nie nach Informationen, die Sie einfach vorher im Internet oder in anderen Medien hätten recherchieren können.
Manche Rückfragen lassen Bewerber sehr ungeschickt und naiv aussehen – und schlecht vorbereitet. Dazu gehören eigene Fragen, die der Interviewer sowieso nur auf eine Art mit Ja beantworten kann: Ist das Betriebsklima gut? Ist mein künftiger Chef nett?
Für Manager: Wer sich als Führungskraft bewirbt, von dem wird üblicherweise mehr erwartet als von Berufseinsteigern. Sie sollen ein Team aufbauen, umbauen oder neu motivieren und zugleich massgeblich dazu beitragen, dass das Unternehmen seine Ziele erreicht. Nicht selten spiegelt sich das auch in den Zielvereinbarungen des Arbeitsvertrags. Umso wichtiger ist es für die Managerinnen und Manager, genau nachzufragen, wie die Rahmenbedingungen aussehen, was genau von ihnen erwartet wird und bis wann. Durch Fragen übernehmen Sie de facto die Gesprächsführung. Von Führungskräften wird das sowieso erwartet – es ist eine Art Arbeitsprobe Ihres Könnens.
Beispiel:
Die Bandbreite an Fragen, die Sie stellen können, ist sehr weit. Die untenstehende Liste soll Ihnen daher lediglich als Denkanstoss dienen:
«Wie definieren Sie Erfolg für diese Position?»
«Was erwarten Sie von dem idealen Kandidaten?»
«Was zeichnet Ihre besten Mitarbeiter aus?»
«Was könnte mich an diesem Job am meisten frustrieren?»
«Wie würden Sie den Führungsstil meines Chefs beschreiben?»
«Wie würden Sie Ihre Unternehmenskultur beschreiben?»
«Wie wird bei Ihnen Leistung gemessen und bewertet?»
«Wie werden bei Ihnen Talente und Stärken gefördert?»
«Warum arbeiten Sie gerne für dieses Unternehmen?»
«Wann kann ich mit Ihrer Entscheidung rechnen?»
Tipp
Stellen Sie vor allem offene Fragen, um möglichst viele Informationen zu erhalten. Im Gegensatz zu «geschlossenen» Fragen («War mein Vorgänger beliebt?») sind «offene» Fragen («Was können Sie mir über meinen Vorgänger erzählen?») informativer und verleiten manchen Interviewer zum offenen Austausch.
Professionell wirkt, wer sich während des Vorstellungsgesprächs Notizen macht und anschliessend Detailfragen zu seinem künftigen Einsatzgebiet stellt: Wo werde ich überall eingesetzt? An wen muss ich berichten? Wer berichtet mir? Ist noch Zeit, sich den Arbeitsplatz anzusehen? (Nur bei Vor-Ort-Interviews)
Weitere wichtige Interviewfragen, die Sie kennen sollten
Alle Interviewfragen aufzuführen, ist unmöglich. Wenn Sie über weitere häufig gestellte Interviewfragen Gedanken machen möchten, bietet diese Checklisten von jobagent.ch einen guten Orientierungspunkt:
• Warum suchen Sie eine neue Stelle? / Warum sind Sie arbeitslos? • Was wissen Sie über unsere Unternehmung? • Was ist Ihr Laufbahnziel? Wo möchten Sie in 5 bzw. 10 Jahren sein? • Warum glauben Sie, dass Sie sich für diese Stelle qualifizieren? • Was verstehen Sie unter ... (Hier könnte eine spezialisierte Frage aus Ihrem Fachbereich kommen)? • Was könnten Sie für uns tun? • Was hat Ihnen an Ihrer letzten Stelle gepasst bzw. nicht gepasst? • Was haben Sie gern bzw. ungern getan? • Mit welchen Problemen waren Sie in Ihrem letzten Job konfrontiert? • Was hat Sie an Ihrem letzten Vorgesetzten beeindruckt bzw. gestört? • Aus welchen Gründen haben Sie jeweils Ihre Stelle gewechselt? • Wie denken Sie über Ihren letzten Arbeitgeber? • Welche Ihrer bisherigen Stellen hat Ihnen am besten gefallen? • Wie würden Sie sich selbst bzw. wie würden andere Menschen Sie beschreiben (Charakter, Arbeitsweise, Einstellung)? • Haben Sie Führungseigenschaften? Wie können Sie dies belegen? • Welches war Ihr schwierigstes Führungsproblem? Wie haben Sie es gelöst? • Arbeiten Sie gerne mit anderen Menschen zusammen? • Wie organisieren Sie Ihre Arbeit? • Welches waren die wichtigsten Aufgaben in Ihrer letzten Position? • Welche Verbesserungen haben Sie in Ihrem Aufgabenbereich vorgenommen? • Was haben Sie für die vormalige Unternehmung geleistet? • Welches waren die bedeutendsten Leistungen in Ihrer Laufbahn? • Wie würden Sie vorgehen .../ um dieses Problem zu lösen / bei der Einführung von .../ bei der Organisation von ...? • Wie sind Sie bis jetzt mit Misserfolgen umgegangen? • Wie glauben Sie, dass Ihre Arbeitskollegen über Sie denken? • Wie lange glauben Sie, dass Sie bei uns bleiben werden? • Haben Sie auch schon Leute eingestellt? Worauf haben Sie dabei besonders Wert gelegt? • Könnten Sie mir Referenzen angeben? • Haben Sie noch andere Stellen in Aussicht? Welcher Art?
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