Eine erfolgreiche generationenübergreifende Zusammenarbeit beginnt mit einem positiven Diversitätsklima. Dieses gezielt zu fördern, ist Aufgabe von Unternehmensleitung und Führungskräften. Ein Bewusstsein, dass altersbedingte (Meinungs-)Verschiedenheiten «naturgegeben» sind, öffnet Tür und Tor für mehr Verständnis. Oder, wie François Höpflinger resümiert: «Generationendifferenzen sind so alt wie die Menschheit, daher sollten wir sie offen akzeptieren.»
Natürlich gilt es, aktuelle Entwicklungen wie beispielsweise eine bei den jüngeren Generationen abnehmende psychische Befindlichkeit und Belastbarkeit in der generationsübergreifenden Zusammenarbeit zu berücksichtigen.
Ältere Mitarbeitende bringen viel Erfahrung ein. Jüngere punkten mit aktuellem Fachwissen. Beides zusammen kann Innovation und Effizienz deutlich steigern. Einer der wesentlichen Vorteile altersgemischter Teams liegt also auf der Hand. Eine Möglichkeit, dies im Unternehmen aktiv zu fördern kann ein «Götti-System» sein, bei dem ältere jüngere Mitarbeitende im Sinne einer Patenschaft begleiten.
Insbesondere im Pflegebereich, der häufig psychisch belastende Situationen wie schwere Krankheiten und Tod mit sich bringt, bewährt sich dieses Modell. Hier können die jüngeren Pflegekräfte von den Erfahrungen der älteren Mitarbeitenden profitieren. Sie lernen zum Beispiel einen gelasseneren Umgang mit Stress und der Verarbeitung solcher Herausforderungen.
Stärker innovationsgetriebene Branchen setzen im Rahmen der intergenerationalen Zusammenarbeit häufiger auf «Reverse-Mentoring» und kehren das «Götti-System» um. In diesem Fall übernimmt die jüngere Generation die Mentoring-Rolle, vermittelt den älteren Mitarbeitenden ihr aktuelles fachliches Knowhow und schliesst Wissenslücken auf deren Seite.
In beiden Fällen profitieren Mitarbeitende und Unternehmen gleich mehrfach. Bei den Mitarbeitenden werden das generationenübergreifende Verständnis füreinander gefördert und Vorurteile abgebaut. Führungskräfte haben die Chance, nah an den Entwicklungen und Bedürfnissen jüngerer Generationen zu sein.
Für das Unternehmen bieten sich dank neuer Sicht- und Denkweisen weitere Innovationsmöglichkeiten. Zudem fördert die generationenübergreifende Zusammenarbeit das Zugehörigkeitsgefühl und reduziert vor allem die Fluktuation bei den jüngeren Mitarbeitenden.
Prof. Dr. phil. François Höpflinger ist emeritierter Titularprofessor für Soziologie an der Universität Zürich, Alters- und Generationenforscher sowie Leitungsmitglied des Zentrums für Gerontologie.
Sich sowohl innerhalb der Generationen als auch übergreifend möglichst gut zu kennen und kennenzulernen ist entscheidend für ein erfolgreiches Generationenmanagement. Fest in der Unternehmenskultur verankerte Massnahmen wie mehrmals jährlich stattfindende «Generationennachmittage» können den Rahmen für einen solchen generationenübergreifenden Dialog bilden. Idealerweise übernehmen ein oder mehrere Führungskräfte die Moderation und achten vor allem auf gleichberechtigte Redezeiten aller Beteiligten.
Als wertvolle Vorbereitung, beispielsweise für Innovationsprojekte mit altersgemischten Teams, empfehlen sich zusätzlich «Erfahrungsreflexionen» mit ausschliesslich älteren Mitarbeitenden. Diese haben so die Möglichkeit, sich zu ihrem Erfahrungs- und Wissenshorizont passend in eines der jeweiligen Projekte einzubringen – sofern sie dies wollen. «Denn nicht alle sind hungrig auf Innovation und immer wieder neue Herausforderungen. Wobei dies weniger alters- als persönlichkeitsbedingt ist. Um den unterschiedlichen Bedürfnissen gerecht zu werden sowie Überforderung und damit oft einhergehenden Absenzen oder Fluktuation vorzubeugen, ergänzen einige Unternehmen zwischenzeitlich ihre Changemanagement-Prozesse durch Kontinuitätsmanagement», erläutert Höpflinger.
Erfolgreiches Generationenmanagement bedeutet auch, das Potenzial der verschiedenen Altersgruppen unter den Mitarbeitenden generationengerecht zu nutzen. François Höpflinger zitiert dafür zwei Beispiele:
Der Schweizer Lifthersteller Schindler liess zeitweise ältere Aufzugmodelle vorrangig von älteren Mitarbeitenden warten und reparieren, da sie über das entsprechende Wissen verfügten.
Bei Swisscom wurde über einen gewissen Zeitraum ältere Kundschaft von älteren Mitarbeitende beraten, da diese sich leichter in deren Situation und Bedarf hineinfinden konnten. Zwischenzeitlich sind auch ältere Generationen zunehmend gut über digitale Tools und Anwendungen informiert, weshalb dieses Angebot in den Hintergrund gerückt ist.
Quelle: HR Today, Dorit Schmidt-Purrmann, 2025
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