Dauer-Homeoffice als Zukunftsmodell oder temporäre Übergangslösung? Angeregte Debatten über das Für und Wider von Homeoffice toben seit Monaten in den sozialen Netzwerken sowie in den Besprechungen von Managern und Firmeneigentümern.
Doch wie stark ist Homeoffice als flexibles Arbeitszeitmodell in Schweizer Unternehmen tatsächlich verankert?
In einer aktuellen Studie von Netcomm Suisse Observatory in Zusammenarbeit mit Jobcloud wurden 256 Entscheidungsträger befragt. Sie betrachtet die Auswirkungen der COVID-19-Krise auf Homeoffice-Regelungen in Schweizer Unternehmen. Wir greifen in smart@work die 10 wesentlichen Kennzahlen auf und erläutern Ihnen die Hintergründe.
In etwas weniger als der Hälfte der befragten Firmen in der Schweiz war Homeoffice bereits vor der Pandemie fester Bestandteil der Unternehmenskultur.
40 Prozent der befragten Schweizer Unternehmen boten ihren Mitarbeitenden nach eigener Aussage bereits vor COVID-19 vollständige Flexibilität oder ein fixes Pensum an wöchentlichen Homeoffice-Tagen an.
Zum Vergleich: Auch in der Europäischen Union (EU) war bereits vor der Pandemie eine immer stärker werdende Bereitschaft zu Homeoffice-Modellen gegeben. Binnen des Jahres 2019 erhöhte sich die Anzahl der gänzlich oder teilweise im Homeoffice beschäftigten Mitarbeitenden laut EU-Kommission von 5,2 auf 9 Prozent.
Dabei wiesen Kleinstbetriebe mit weniger als 10 Mitarbeitenden und Grossunternehmen mit mehr als 2'000 Mitarbeitenden den höchsten Grad an Flexibilität auf.
Mit 59 Prozent boten mehr als die Hälfte der Grossunternehmen und Konzerne mit mehr als 2'000 Mitarbeitenden ihren Mitarbeitenden vollständig flexible Lösungen. Bei Kleinunternehmen bis zehn Mitarbeitern immerhin noch 42 Prozent.
Das hängt unter anderem stark mit dem höheren Digitalisierungsgrad grosser Firmen zusammen, welche strukturell oftmals bessere Voraussetzungen für das Arbeiten auf Distanz (Remote Working) mitbringen.
Zugleich sind diese oft länderübergreifend organisiert - vom Outsourcing von IT-Services bis hin zu Managern im Ausland oder auf Geschäftsreisen - weswegen hier insgesamt bereits eine grösserer Anteil an flexiblen Arbeitszeitmodellen existiert.
Fast jedes zweite befragte Unternehmen in der Schweiz konnte oder wollte Mitarbeitenden vor COVID-19 keine Homeoffice-Lösung anbieten.
Insgesamt sahen 44 Prozent der befragten Unternehmen Homeoffice vor COVID-19 nicht oder nur auf Anfrage vor. Dafür gibt es drei wesentliche Gründe:
Dabei gaben 9 Prozent der befragten Unternehmen an, dass Homeoffice in ihrer Firma nicht möglich sei.
Unter anderem ist dies auch der teilweise noch ausstehenden oder im Prozess befindlichen Digitalisierung der Unternehmen geschuldet. Viele von ihnen sind dabei, aus der Not eine Tugend zu machen und die Umstrukturierung voranzutreiben.
Ferner gaben 35 Prozent der befragten Unternehmen an, das Mitarbeitende bei ihnen nur auf Anfrage von zuhause aus arbeiten konnten.
Nach wie vor besteht auch eine nicht unerhebliche Skepsis oder Abneigung von Entscheidungsträgern gegenüber Homeoffice-Modellen. Die Gründe reichen von der Befürchtung von Produktivitätsverlusten über anfallende Mehraufwände bis hin zum Konflikt mit enger Mitarbeiterführung, sprich, gefühltem Kontrollverlust.
Nach Ausrufung der ausserordentlichen Lage durch den Bundesrat Anfang März 2020 haben viele Arbeitgeber in der Schweiz weitestgehend vollständig auf Homeoffice umgestellt und entsprechende Massnahmen ergriffen.
28 Prozent der befragten Unternehmen nahmen Anpassungen in der internen Kommunikation vor, um diese auf Distanz zu gewährleisten.
Die Bandbreite reicht von der Organisation interner Meetings per Video-Konferenz bis hin zur Nutzung moderner Kommunikations- und Planungssoftware in Arbeitsgruppen, wie etwa Slack, Microsoft-Teams, Trello oder Asana.
21 Prozent der befragten Unternehmen passten Ihren Flexibilitätsplan an, um ihren Mitarbeitenden die Arbeit aus dem Homeoffice zu ermöglichen.
Generell ist der Flexibilitätsplan Bestandteil der Firmenstatuten oder auch jeweils in den einzelnen Arbeitsverträgen fest verankert.
Via interner Organisation wird zudem die An- und Abwesenheit der einzelnen Mitarbeiter vor Ort für allfällige Aufgaben geregelt, sofern umdisponiert werden muss.
54 Prozent der befragten Unternehmen haben Kontrollmechanismen implementiert, um eine korrekte Nutzung von Software und Tools vom heimischen Schreibtisch aus zu gewährleisten.
Dabei geht es vor allem um die Gewährleistung von IT- und Datensicherheit sowie die notwendige Transparenz.
Die Tätigkeit der Mitarbeitenden aus dem heimischen Office muss für den Arbeitgeber aus rechtlichen und betrieblichen Gründen nachvollziehbar sein.
Homeoffice ist nicht nur Teil der Eindämmungsstrategie gegen die Ausbreitung von COVID-19, sondern für die befragten Entscheidungsträger auch mit weiteren Hoffnungen verknüpft.
81 Prozent der befragten Entscheidungsträger sehen den grössten Nutzen von Homeoffice in einer erhöhten Mitarbeiterzufriedenheit.
Diese basiert unter anderen auf drei wesentlichen Faktoren:
39 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass Homeoffice die Mitarbeiterproduktivität steigert.
Eine aktuelle Studie der Universität Basel kommt, wie bereits viele vor ihr, zu dem Schluss, dass Homeoffice-Modelle einen Produktivitätsvorteil schaffen können. Dabei wird ein besonderes Augenmerk auf "die verstärkte Autonomie am Arbeitsplatz und eine daraus folgende, verbesserte intrinsische Motivation der Mitarbeiter [...]" gelegt.
Berichtsquelle für statistische Werte: Studie über Auswirkungen der COVID-19-Krise auf Home Office und Rekrutierungen, September 2020, Jobcloud in Zusammenarbeit mit Netcomm Suisse Observatory
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