Seit Dienstag 10.09.2019 ist es so weit. Nachdem die sagenumwobene Google-Jobsuche « Google for Jobs» in vielen Ländern gestartet ist, kam auch die Schweiz zum Handkuss. Wer künftig Stellen im Google-Suchfeld sucht, erhält das Inserat, das aus einem Jobportal kommt, direkt angezeigt und kann sich über den Google-Link bewerben. Mit dabei als Partner sind die Platzhirsche von Jobcloud (u.a. jobs.ch), einige kleine, aber nicht alle grossen Portale.
Googles Ziel: Das noch hochprofitable Geschäft mit den Online-Jobinseraten soll künftig auch und wohl vor allem über Google laufen. Das wird auf dem Markt für eine Revolution sorgen. Google wird bei Teilnahme aller Jobportale wieder zum Gatekeeper werden. Wer nicht mitmacht, muss befürchten, von Jobsuchenden nicht wahrgenommen zu werden.
Die heutige Entwicklung zeigt: Die Schweizer Jobportale sind genauso wie die meisten im Ausland vor Google eingeknickt. Sie stellen Google ihre Inhalte kostenlos zur Verfügung. Dafür stellt Google ihnen in Aussicht, sie in Suchergebnissen besser zu platzieren. Das Machtverhältnis lautet: «Friss oder stirb». Der Jobcloud-CEO schwärmt zwar heute von grossem Nutzen für die Kunden. Der Nutzen für Jobcloud bleibt aber im Dunkeln.
Die Wahrheit ist: Vor allem geben die Jobportale ihre Daten aus Gruppendruck an den Tech-Giganten. Noch im Mai sagte Jobcloud-Sprecherin Rebekka Hänggi zur «Handelszeitung», dass sie in diesem Jahr nicht mehr mit einem Eintrittsdatum von Google Jobs in der Schweiz rechnet. Google sah das wohl anders und Jobcloud parierte.
Der Druck wird schon bald spürbar werden: In jeder Sekunde werden durchschnittlich 2,3 Millionen Suchanfragen bei Google weltweit gestartet. Das zeigt eine Präsentation des Portals jobchannel. Bereits jetzt starten 50 Prozent der Stellensuchenden ihre Jobsuche bei Google und nicht etwa bei Portalen wie jobs.ch und Co. Werden sie die Jobportale noch ansteuern, wenn die Inserate gleich bei Google aufploppen? Warum sollten sie.
Der Markteintritt wird auch einen Kulturwandel bringen: Ein bisher wenig beachteter Effekt von Google Jobs ist, dass bei hiesigen Jobinseraten das Gehalt von Positionen ausgewiesen werden muss. In den USA ist dies bereits der Fall. Auch hier agiert Google proaktiv: Wer das Gehalt nicht offenlegt, bekommt von Google eine «aggregierte», also mehr oder weniger geschätzte Zahl ins Inserat geschrieben. Ich bin gespannt, wie das bei den eher diskreten Schweizer Firmen ankommt.
Entgangen scheint den Schweizer Jobbörsen auch zu sein, dass gerade erst im August 23 europäische Jobbörsen sich mit einer Beschwerde an die EU-Kommission gewandt haben, weil sie sich gegen unfaire Praktiken bei der Anzeige von Jobinseraten wehren. Die Euphorie, mit der die Jobportale an ihrem eigenen Ast sägen, dürfte als Lehrbeispiel in die Wirtschaftsgeschichte eingehen.
Quelle: Handelszeitung, 10.09.2019, von Stefan Mair
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